Otto Hahn
1879 Frankfurt am Main (Deutschland) – 1964 Göttingen (Deutschland)
Chemiker, Nobelpreis für Chemie 1944
Land: Deutschland
Otto Hahn (1879 – 1968) war der erste Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, die 1948 aus den Trümmern der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gegründet wurde und in Berlin-Dahlem ihren wichtigsten Standort hatte. Dort forschte Otto Hahn von 1913 bis 1944 am Kaiser-Wilhelm-Institut für Chemie und war in dieser Zeit ein regelmäßiger Gast im Harnack-Haus. In Erinnerung an Otto Hahn wurde der Hörsaal nach der Sanierung von 2014 nach ihm benannt.
Der Chemiker Otto Hahn wurde 1913 Abteilungsleiter am Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Chemie in Dahlem, das er ab 1928 als Direktor leitete. Hahn forschte dort über Radiochemie, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein neues Feld der Wissenschaft war und die Zusammenarbeit von Chemikern und Physikern forderte. Ab 1907 begann Hahns enge Zusammenarbeit mit Lise Meitner, zunächst an der Berliner Universität, später am KWI für Chemie. Die junge Wissenschaftlerin hatte als zweite Frau an der Universität Wien in Physik promoviert und war nach Berlin gekommen, um bei Max Planck neue Anregungen zu finden. Ab 1918 leitete sie am KWI die radiophysikalische Abteilung.
In dieser Zeit am KWI war Otto Hahn immer wieder Gast im Harnack-Haus. Im Hörsaal hielt er mehrere Vorträge über sein Spezialgebiet, die Radiochemie. Privat nutzte er das Haus als regelmäßiger Gast des Clubs.
In Berlin-Dahlem entdeckte Otto Hahn zusammen mit Fritz Straßmann 1938 die Kernspaltung. Brieflich teilte er seine Beobachtungen Lise Meitner mit, die wenige Monate zuvor aus Deutschland emigrieren musste. Sie kommentierte die Entdeckung und lieferte zusammen mit ihrem Neffen Otto Robert Frisch die physikalische Erklärung zu Hahns experimentellen Ergebnissen. Für die Entdeckung der Kernspaltung erhielt Otto Hahn 1945 den Nobelpreis für das Jahr 1944, den er jedoch erst 1946 nach Ende des Zweiten Weltkriegs entgegen nehmen konnte.
Der Zweite Weltkrieg hatte die Bedeutung von Hahns Entdeckung auf dramatische Weise gezeigt. Der Abwurf der ersten Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki im August 1945 dokumentierte die zerstörerische Kraft der Kernspaltung. Hahn selbst, der die Nachricht in englischer Kriegsgefangenschaft erhielt, war tief betroffen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg engagierte Otto Hahn sich für die friedliche Nutzung der Kernkraft. Er initiierte die Mainauer Kundgebung (1955) und die Göttinger Erklärung (1957). Die beiden öffentlichen Appelle fordern Politik und Gesellschaft auf, die Atomkraft ausschließlich für friedliche Zwecke zu nutzen. Sein neues Amt als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, die 1948 als Nachfolgerin der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gegründet wurde, verlieh Otto Hahns Wort Gewicht.
Als Präsident der MPG setzte Hahn sich aber auch für die Versöhnung mit Israel ein. Er besuchte 1959 mit einer Delegation das Weizmann Institute for Science, um wissenschaftliche Kontakte zu knüpfen. Mit Blick auf das Verhalten der Deutschen im „Dritten Reich“ bezeichnete Albert Einstein Hahn in einem Brief 1949 als „einen der wenigen, die aufrecht geblieben sind und ihr Bestes taten während dieser bösen Jahre“.