Architektur und Umgebung
Historischer Forschungscampus Berlin-Dahlem
1912 eröffneten in Dahlem, wo der Staat Bauland zur Verfügung stellen konnte, die ersten zwei Kaiser-Wilhelm-Institute für Chemie und Physikalische Chemie quasi auf der grünen Wiese. Weitere Institute für Biologie und Biochemie folgten wenig später. Die im Repräsentationsstil des Historismus errichteten Institute zogen schon bald talentierte und renommierte Forscher an. Das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft führt diese Forschungstradition bis heute weiter. In den 1920er- und 1930er-Jahre wurden weitere Institute gebaut, darunter das Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie, in dessen Gebäude sich heute das Archiv der Max-Planck-Gesellschaft befindet.
Der Architekt all dieser Bauten war Carl Sattler. Er war seit 1925 bei der KWG unter Vertrag und plante auch das Harnack-Haus mitsamt der Inneneinrichtung.
Das Haus ergänzte den wachsenden Campus um eine Serviceeinheit, es bot Gästezimmer, einen Hörsaal, zwei Restaurants sowie Räume für Gespräche, Entspannung und Sport. Erfahrungen mit Hotelbauten hatte Sattler beim Bau von Schloss Elmau in den bayerischen Alpen gesammelt. Für das Harnack-Haus orientierte er sich am englischen Landhausstil und folgte damit den Bauideen des Deutschen Werkbunds, dessen Mitglied Sattler war. Schlicht, gemütlich, mit Holztäfelungen, Gewölben und Stuckaturen zeigte sich das Haus bei der Eröffnung. Das entsprach ganz dem bürgerlichen Geschmack der Wissenschaftler, die dort logieren sollten.
Im Zweiten Weltkrieg blieb das Haus unzerstört. Die umliegenden Kaiser-Wilhelm-Institute wurden in dieser Zeit sukzessive verlagert. In die leer stehenden Gebäude zog 1948 die neu gegründete Freie Universität ein. Das Harnack-Haus wurde 1945 konfisziert und diente bis 1994 als Offizierscasino der US-Armee, die während der Berliner Teilung den Südwesten der Stadt besetzte. Durch zahlreiche Umbauten büßte das Haus seinen ursprünglichen Charakter mit zwei nahezu freistehenden Gebäudeteilen ein. Neu angefügt wurden der Wintergarten und der heutige Meitner-Saal.
Sattler plante für das Harnack-Haus auch den parkähnlichen Garten, denn Dahlem sollte sich auch zu einem Villenviertel entwickeln mit einem hohen Anteil von Grünflächen und Freiflächen. Von diesem Programm der Stadtentwicklung profitiert Dahlem noch heute.
Die historischen Wissenschaftsbauten sind nach wie vor auf dem Campus vorhanden. Die App DahlemTour - Audioguide Berlin leitet zu diesen historischen Orten rund um das Harnack-Haus und gibt viele interessante Informationen.