Theodor Wolff
1868 Berlin – 1943 Berlin (Deutschland)
Journalist
Land: Deutschland
Theodor Wolff lebt für die Zeitung und die Zeitung lebt von ihm. Mit analytischem Blick und spitzer Feder formt er als Chefredakteur das „Berliner Tageblatt“. Die liberale Hauptstadtzeitung seines Vetters Rudolf Mosse ist Pflichtlektüre für das gebildete Europa. Denn Wolff kann führende Intellektuelle seiner Zeit wie Alfred Kerr oder Kurt Tucholsky als Autoren gewinnen. Klare Positionen bezieht der aus jüdischer Familie stammende Wolff schon als Korrespondent in Paris. Der zwölfjährige Aufenthalt formt sein Weltbild. Seine Berichte über die Dreyfuss-Affäre, ein antisemitisch motivierter Justizskandal, treiben die Auflage nach oben.
Als Chefredakteur in Berlin kämpft Wolff seit 1906 gegen die Flottenaufrüstung und das Dreiklassen-Wahlrecht. Schon früh warnt er vor den Nazis und wird zum Hassobjekt der Hugenberg-Presse. Als überzeugter Weltbürger gründet er die Deutsche Demokratische Partei mit. Ins Harnack-Haus ist Wolff im Januar 1933 zu einem Präsidentenessen eingeladen. Wenige Wochen später flieht er unter Lebensgefahr. In Nizza wird er 1943 verhaftet und nach Deutschland ins Konzentrationslager gebracht. Schwer erkrankt stirbt er im jüdischen Krankenhaus in Berlin.