Offizierscasino der US-Armee

1945-1994

Mitte Juli 1945 konfiszierten amerikanische Truppen das Harnack-Haus, das bei Kriegsende zunächst von der Roten Armee besetzt worden war. Die Amerikaner fanden ein unzerstörtes Gebäude, das sich gut als Hotel nutzen ließ, und richteten dort ihren Offiziersclub ein.

1945 Einzug der Amerikaner

Die Amerikaner fanden ein unzerstörtes Gebäude, das sich gut als Hotel nutzen ließ, und richteten dort ihren Offiziersclub ein. Der Berliner Südwesten unterstand der alliierten Kontrolle der USA, die unweit des Harnack-Hauses ihr Hauptquartier bezog. Das Harnack-Haus repräsentierte fortan ein Stück Amerika in Berlin und trug bei zu den deutsch-amerikanischen Beziehungen. Statt Wissenschaftlern waren nun Mitglieder der Berlin Brigade hier regelmäßige Mittagsgäste und kamen zu Veranstaltungen und Festen.

 

Anknüpfend an die Tradition blieb das Harnack-Haus auch in den 1950er-Jahren ein Ort gesellschaftlicher Veranstaltungen. General Lucius Clay, von 1945 bis 1947 Militärgouverneur der amerikanischen Besatzungszone in Deutschland, lud ins Harnack-Haus zu Pressekonferenzen und Empfängen ein. Unmittelbar nach der Konfiszierung kamen Harry S. Truman und Dwight D. Eisenhower ins Haus.

Auch Berliner Ereignisse wie Teilveranstaltungen der Berliner Filmfestspiele fanden in den 1950er-Jahren hier statt, vermutlich wohl auch aus Mangel an Veranstaltungsorten in der erheblich zerstörten Stadt.

An die akademische Tradition wurde insofern noch eine Zeitlang angeknüpft, als dass Organisationen wie die Columbus Gesellschaft Feste und Bälle für amerikanische Studenten gab, die zu einem Gastaufenthalt nach Berlin kamen. Als der Präsident der Columbia University Kirk L. Grayson 1952 Berlin besuchte, traf er im Harnack-Haus die Dahlemer Nobelpreisträger Max von Laue und Otto Warburg, die beide intensive Forschungsbeziehungen in die USA unterhielten. Ihre ehemals zur Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft gehörenden Institute wurden ein Jahr später in die Max-Planck-Gesellschaft integriert.

1950-1994 Das Harnack-Haus im Kalten Krieg

 

Das alte Club- und Gästehaus konnte den neuen Anforderungen nur bedingt gerecht werden. Schon kurz nach der Konfiszierung begann die Berlin Brigade mit dem Umbau des Hauses. Nach Entwürfen des Architekten Eckart Muthesius wurde der Hörsaal in eine Tanzbar verwandelt. Vortragstafel und Labor-Versuchstisch wichen einer Tanzfläche und die ansteigenden Stuhlreihen wurden entfernt. Die neue „Marine Bar“ war bald eine feste Einrichtung im Berliner „Klein-Amerika“. Ein Ballsaal (heute Meitner-Saal) stockte das alte Gebäude auf. Im Hauptgebäude wurde die Clubhalle (heute Planck-Lobby) durch den Wintergarten um ein Vielfaches erweitert.

Auch im Inneren veränderte sich viel. Die ursprüngliche, für das Harnack-Haus entworfene Inneneinrichtung, ging wohl Anfang der 1960er-Jahre verloren. Mehr und mehr wurde das Haus vom Alltag der US-Armee geprägt. Die heutige Einstein-Lounge diente als Pub, wo Guinness und Lager nur mit US-Dollar bezahlt werden konnten. Im Goethe-Saal veranstaltete der American Women’s Club Bazare oder Theateraufführungen. Die Öffentlichkeit konnte das Haus zu ausgewählten Veranstaltungen betreten, bei denen Deutsche und Amerikaner sich näherkamen. Erst kurz vor ihrem Abzug öffneten die US-Alliierten das Haus vollständig für interessierte Berlinerinnen und Berliner.

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