Nobelpreisträger
Insgesamt 35 Nobelpreisträger besuchten das Harnack-Haus nachweislich zwischen 1929 und 1943, davon 10 aus dem Ausland. Schon vor Gründung des Hauses hatte die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) ein Gremium bestellt, das vorwiegend aus Direktoren der Dahlemer Kaiser-Wilhelm-Institute bestand und Vorschläge machte, welche ausländischen Wissenschaftler als Fellows oder Gastredner nach Berlin eingeladen werden sollten. Besonders aktiv bei der Pflege dieser Beziehungen waren der Biochemiker Carl Neuberg und der Biologe Richard Goldschmidt, aber auch Michael Polanyi, Abteilungsleiter am Institut Fritz Habers.
Unter den bereits mit dem Nobelpreis geehrten Forschern waren die Biochemiker Otto Fritz Meyerhof und Otto Warburg, die Physiker Max Planck, Max von Laue und Albert Einstein, sowie Fritz Haber – allesamt Wissenschaftliche Mitglieder der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft. Mit Hans Krebs kam 1932 ein Nachwuchsforscher ins Harnack-Haus, der erst viel später mit dem Nobelpreis geehrt wurde, aber seine Karriere in der KWG und in Dahlem begann. Auch Konrad Lorenz, der 1936 einen Vortrag im Harnack-Haus hielt, wurde erst wesentlich später als Mitglied der Max-Planck-Gesellschaft mit dem Nobelpreis geehrt. Viele der Gäste waren zum Zeitpunkt der Einladung bereits Nobelpreisträger, andere sollten den Preis später erhalten. Hans Fischer erreichte die Nachricht der Preisverleihung 1930 im Harnack-Haus.
Stammgäste im Harnack-Haus sind im „Dritten Reich“ Adolf Butenandt und Richard Kuhn. Ihre Nominierung für den Nobelpreis 1939 bzw. 1938 sind besondere Fälle der Geschichte der Wissenschaft im Nationalsozialismus. Denn beide Wissenschaftler durften die an sie vergebenen Nobelpreise nicht annehmen, da Hitler ein Verbot ausgesprochen hatte. Hintergrund ist die Würdigung des Pazifisten und Publizisten Carl von Ossietzky mit dem Friedensnobelpreis für das Jahr 1935. Ossietzky war 1933 als Gegner des NS-Regimes verhaftet und in ein Konzentrationslager verbracht worden. Ossietzkys Freund startete aus dem Ausland eine Kampagne und schlug ihn für den Friedensnobelpreis vor, um den Fall öffentlich zu machen. Als das gelang, reagierte Hitler mit dem Verbot für alle Deutschen, den Nobelpreis anzunehmen. Butenandt und Kuhn nahmen die Urkunden nach dem Zweiten Weltkrieg entgegen: zu einer Zeit, als sie schon Mitglieder der Max-Planck-Gesellschaft waren.