Wirtschaft, Kunst & Politik
Das Harnack-Haus war nicht nur ein Treffpunkt für Wissenschaftler, sondern als Club für die Mitglieder der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft (KWG) ein wichtiger Ort, um Netzwerke zu Politikern und Industriellen zu pflegen. Das Gästebuch des Hauses ist ein eindrucksvolles Dokument dieser Vernetzung mit den Eliten des Staates. Da es bislang noch nicht systematisch ausgewertet wurde, lässt sich nur ausschnitthaft ein Eindruck vermitteln, welche Rolle das Harnack-Haus als Treffpunkt von Politik und Gesellschaft spielte.
Regelmäßig luden die Präsidenten der KWG einen Kreis ausgewählter Gäste zu Banketten ins Mozart-Zimmer ein. Im Januar 1933 waren unter Max Plancks Gästen der Reichskanzler Kurt von Schleicher, der Journalist Theodor Wolff, der demokratische Reichstagsabgeordnete Julius Moses und Max Plancks Sohn Erwin Planck als Staatssekretär in der Reichskanzlei.
In Verwaltungsrat und Senat der KWG saßen namhafte Personen, die sich bei Sitzungen beider Gremien auch im Harnack-Haus trafen, darunter die Industriellen Carl Friedrich von Siemens und Gustav Krupp von Bohlen und Halbach.
Daneben waren aber auch Künstler zu Gast, denn das Harnack-Haus sollte sich als Ort der Kultur, in der die Wissenschaft ein Teil war, etablieren. Schon früh saß Wilhelm Furtwängler, Chefdirigent der Berliner Philharmoniker, im Verwaltungsrat des Harnack-Hauses, und zu den Vortragsreihen der KWG wurden bekannte Schauspieler wie Gustaf Gründgens oder Emil Jannings als Redner eingeladen. 1935 tagte der Internationale Filmkongress im Harnack-Haus, zu dem auch die bekannte Schauspielerin Henny Porten kam.
Nach Hitlers Machtübernahme bemühte sich die KWG, um gute Kontakte zur Führungsriege des „Dritten Reichs“. Propagandminister Joseph Goebbels und Adolf Hitler besuchten das Haus anlässlich einer Veranstaltung zur Eröffnung des Reichsfilmarchivs. Rüstungsminister Albert Speer traf die Dahlemer Atomforscher 1942 zu einer Arbeitsbesprechung über die technischen Möglichkeiten eine Atombombe zu konstruieren. Mit dabei waren Rüstungsberater wie Ferdinand Porsche. Die Größen des „Dritten Reichs“ kamen aber auch zu kleineren Zirkeln auf Einladung des Herzogs von Sachsen-Coburg, den die KWG wegen seiner guten Kontakte 1933 in ihren Senat berufen hatte. Er lud im Rahmen von Dinners auch Adolf Hitler und Heinrich Himmler ins Harnack-Haus ein.
Regelmäßige Gäste waren aber auch die nach Berlin abgeordneten Botschafter, allen voran der USA. Sogar in der NS-Zeit kam US-Botschafter William Dodd häufig ins Harnack-Haus. Einen Querschnitt der Gäste zeigt die Porträtinstallation im Wintergarten des Harnack-Hauses.